Die "Elbzollfregatte" Piercer, 1804 - 1850

  • Als ersten Beitrag in diesem Forum möchte ich die „Elbzollfregatte“ deren Kommandant mein Avatar, Joachim Deetjen, war, vorstellen.
    Ein kleines alltägliches Schiff, das mein Interesse geweckt hat, weil es die britische Marinegeschichte quasi vor die Haustür gebracht hat.


    Für einen kleinen Jungen, dessen Schulweg täglich an einer "Gibraltarkaserne" vorbeiführte, und dessen Vorfahren auf alten Fotos mit Fahnen zu sehen sind, die Fahnenbänder mit Namen wie Peninsula und Waterloo tragen, stellte sie einen Bezug zur Geschichte und zur weiten Welt da draussen her.


    Sie war eine Gun Brig der „Archer Class“. 177 31/94 Verdrängung, 80 Fuss Länge Gundeck, 65 Fuss 10 1/4 Inch Länge Kiel, 22 Fuss 6 Inch Breite. Regulär mit 2 Bug-/ Jagdgeschützen, 32-Pfünder Karronaden (stell ich mir als Laie als Jagdgeschütz lustig vor) und 10 18-Pfünder Karronaden in der Breitseite, ausgerüstet. ( Wikipedia spricht hier von 14 Geschützen. Der seinerzeitige Übernahmebericht und andere Quellen erwähnen die vorstehenden 12.) Am 09. Januar 1804 bei Obadiah Ayles geordert und am 29. Juli desselben Jahres, (soetwas ging damals wohl noch) als „Piercer“ in Topsham, Exeter, Devon, vom Stapel gelaufen.
    Nach 10 Jahren Dienst in der Royal Navy, am 04. Juni 1814, dem Geburtstag König Georg III, dem Königreich Hannover als „Elbzollfregatte“ übergeben. In den 10 Jahren unter der britischen Flagge war die Piercer in den Downs stationiert und hat an verschiedenen Einsätzen erfolgreich teilgenommen. Weiteres s. unten.


    Elbzoll wurde in Brunshausen bei Stade bereits seit 1038 mit Unterstützung von so genannten Ausliegern, zunächst noch in Naturalien, spätestens seit 1630 mit Unterstützung von 3 Wachtschiffen, in Geld, erhoben. In der Zeit, die uns interessiert, betrug das jährliche Zollaufkommen etwa 120 000 Taler, war also nicht ganz unerheblich.


    Die Bedeutung, die das Schiff für Hannover hatte, lässt sich auch anhand der Kosten für die Übergabefeierlichkeiten entnehmen. So sollen die 9 britischen Matrosen je 2,20 Rthl, die beiden britischen Offiziere, Kapitän Rose und Leutnant Edwards, „ein Service von 1 Tischdecke und 12 Servierten in feinem Damast = 18,32 Rthl. und einen halben Anker (entspricht 18 Liter) Cognac“ erhalten haben. Dannach haben dann 5 britische und 3 hannoversche Offiziere 110,45 Rhtl. im „Herzog von Cumberland“ verspeist und ver…… .


    Als Vergleich: 1811 erhielt der weimarer Bürgermeister ein Salär von 502 Taler 18 Groschen als Jahresgehalt, um 1800 ein Kopist der preussischen Kriegs- und Domänenkammer 50 Taler. Die Berliner Ausflugslokale „In den Zelten“ verlangten 1778 für ein gebratenes Huhn mit Gurkensalat 8 Groschen, also 1/3 Taler. Noch in den 1860er Jahren erhielt ein Mannschaftsdienstgrad der Infanterie der Hannoverschen Armee jährlich 24 Taler 10 Groschen Gage (Sold), 6 Taler 2,5 Groschen Service (Wohngeld) und 36 Taler 15 Groschen Portion (Verpflegungsgeld) dies bei Steuer- und Portofreiheit und freier Heilbehandlung für sich und seine nächsten Angehörigen (nach Joachim Niemeyer, Die königlich hannoversche Armee, 2. Aufl. 1989).
    Es muss also ein denkwürdiges Fest gewesen sein.


    Der übernehmende hannoversche Hauptmann Delius beschrieb das neue Schiff:
    „Die Brigg hat 12 Kanonen, ist sehr passlich und bequem eingerichtet, geht nur 8 – 9 Fuss tief, ist mit allen Segeln und Inventar versehen, ist stärker als bisher berichtet war. Es kann von 11 Mann gut bedient werden.“


    Damit unterscheidet sich Delius Auffassung deutlich von derjenigen der britischen Seeleute, die Forrester wie folgt beschrieb: „few men in the Royal Navy had a good word to say for the gun-brigs, which rolled terribly an were greatly over-crowded.“
    Was natürlich damit zu tun haben kann, dass in Hannover – aufgabenbedingt - nicht nur auf die standartmässigen 15 Marineinfanteristen sondern auch noch auf eine grosse Zahl von weiteren Besatzungsmitgliedern verzichtet werden konnte und keine längeren Dienste auf See geleistet werden mussten. Für die Jahre 1827 bis 1833 gibt der Staats- und Adresskalender als Besatzung 1 Capitain, 1 Schiffer, 1 Schiffszimmermann, 4 Unteroffiziere und 22 Matrosen, also 28 gegenüber 50 Mann britischer Standartbesatzung, an.


    Anlässlich der Übergabe kam auch der von Jack Aubrey hinlänglich bekannte „private Pulvervorrat“ zur Sprache. Gab doch der Leutnant Edwards aus dem seinen für 43,24 Rhtl. dringend benötigtes Pulver an die Hannoveraner ab.


    Wohl 1850, also nach einer vergleichsweise langen Dienstzeit von 46 Jahren, wurde die Piercer ausser Dienst gestellt, nachdem sie bereits 1828 einer „Hauptreparatur“ unterzogen worden war.
    Ein kleines, zugegeben ganz überwiegend regionalgeschichtlich interessantes, Schiffsleben, dass die Hannoveraner mit der seebeherrschenden Marine eines damaligen Weltreiches verbindet. Vielleicht auch ein wenig traurig, ein See-Schiff für 36 Jahre in der Elbe zu wissen?!


    Eine Übersicht über die Einsätze und „Erfolge“ der Piercer unter britischer Flagge findet sich als englischsprachiger Artikel bei Wikipedia unter
    „Piercer 1804“.

    "Certainement qui est en droit de vous rendre absurde, est en droit de vous rendre injuste."
    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

    Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, kann dich auch veranlassen, Unrecht zu begehen.

  • Danke für diesen sehr aufschlussreichen Beitrag @Deetjen. Vor Jahren habe ich mich mal für die Piercer interessiert. Damals fanden sich kaum Quellen dazu.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • So manche Schiffsbiographie ist doch recht interessant! :thumbup:


    Bei Winfield heißt es zu der Later Archer Class, dass sie standardmäßig mit 10 18-Pfünder Karronaden und 2 Jagdgeschützen ausgerüstet wurden. Karronaden als Jagdgeschütze einzusetzen erscheint mir auch nicht gerade so sinnvoll...
    Die Bau- und Ausrüstungszeiten der Schwesterschiffe waren nahezu identisch.


    Die Piercer wurde im September 1804 unter Lt. Thomas Carew in Dienst gestellt, ab 1805 vor den Kanalinseln im Einsatz unter Lt. John Sibrell. Ab Januar 1807 war sie in der Nordsee stationiert, 1808-09 im Baltikum und ab 1810 wieder im Kanal. Unter Lt. Joshua Kneeshaw 1811 erneut in die Nordsee beordert. Mit der Beförderung Kneeshwaws zum Commander 1814 wurde die Piercer als Sloop eingestuft. Am 29. April 1814 erging dann die Admiralitätsorder zur Übergabe des Schiffes.


    Quelle: Rif Winfield, British Warships in the Age of Sail 1793-1817, Barnsley 2005, S. 338, 340.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Interessant finde ich ja die Bezeichnung Fregatte. Das hört sich gleich nach mehr an. ;)
    Ist denn bekannt, wie es zu dieser Bezeichnung kam?

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Karronaden als Jagdgeschütze könnten in der engen Elbe (verglichen zur Nordsee) scho nsinnvoll sein.
    Auf jedenfall ist es beeindruckend und wird die Zahlungsmoral heben.
    Und das Rollverhalten wird in der schwachen Dünung der Elbe sicher nicht so erheblich gewesen sein.
    Da konnte die Navy ein ungeliebten Schiffstyp loswerden...
    Danke für deinen Beitrag @Deetjen.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Schöner Beitrag.
    Glaube, wir können dem Mann einen Doppelten genehmigen.
    Bootsmann, notieren Sie!

    " Suche die Wahrheit hinter den Dingen, wähle deine Feinde mit Bedacht und lege dich nie offen mit einem Drachen an" (Chinesisches Sprichwort)

  • Als Meinungsverstärker waren die Karronaden sicherlich ausreichend. Und so wie ich mir das vorstelle, kann sich der mit Zoll zu belegende Schiffer dem ganzen auch nicht unbedingt durch gekonnte Segelmanöver entziehen. Die Strömung würde ihn unweigerlich in die Reichweite von diesen Karronaden leiten.


    Danke für diesen Beitrag, ist tatsächlich sehr interessant, was es alles für "oddities" in unserer Zeit und generell im Schiffbau gab.

    "As a ship is undoubtedly the noblest and one of the most useful machines that ever was invented, every attempt to improve it becomes matter of importance, and merits the consideration of mankind."

    Thomas Gordon, Principles of Naval Architecture (1784)

  • Die Frage ist allerdings, ob sie in Diensten als Zollfregatte noch die ursprüngliche Bewaffnung hatte. Diese erscheint mir für ein Flußschiff reichlich überdimensioniert.
    Sehr schöner Beitrag. Die Geschichte des Schiffes kannte ich noch nicht. Hast Du mal im NMM geschaut, ob es Pläne der Klasse gibt?

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Danke für die freundlichen Aufnahme meines kleinen "Erstlings".


    In Beantwortung von Speedys Frage, woher denn die (für eine Brigg übertriebene) Bezeichnung als "Fregatte" herrührt:


    Leider bekomme ich das Einfügen des jeweiligen Zitates noch nicht hin. Bin für Hinweise dankbar.


    Bei der Bezeichnung als "Elbzollfregatte" hat m.E. die Tradition überwogen.
    Die Vorgängerschiffe waren grundsätzlich Dreimaster. Sie wären zu ihrer Zeit hinsichtlich der Bewaffnung wohl auch als Fregatten durchgegangen.


    Da gab es z.B. seit 1663 die „Margaretha“, angegeben als ein 3 mastiges Schiff.
    Sie führte:
    14 Canonen
    10 Muscheten
    18 Hauers
    4 Pistolen
    4 B?
    7 Enterbeile
    116 steinerne Handgranaten
    20 eiserne Handgranaten
    20 Handgranaten mit eisernen Bändern
    30 steinerne Stinkbomben
    300 43 pfündige Kugeln
    1 Kasten mit Muscheten-Kugeln
    21 Kartätschen
    1 Beutel Pulver (scheint ziemlich wenig zu sein)



    Ferner das kgl schwedische cron-Schiff „Bremer Schlüssel“
    Wohl 1690 – 1695 in Hamburg auf Befehl Schwedens und Kosten des Herzogtums Bremen ,gebaut
    Führte am Spiegel den Bremer Schlüssel. „So von zwei Bären als schuldhafter des schwedischen Wappen
    „Mit 18 Stücken besetzt“ „ in allem sogar 21 führen könnte“ Z.C.von Uffenbach „Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen, 1753, S 149
    1712 nach Umwandlung in ein Kriegsschiff werden sogar insgesamt 48 Kanonen angegeben.


    Das weisse Ross, ein Dreimaster trug 1733 wohl 28 Kanonen.
    Daneben gab es immer auch verschiedene kleinere Einheiten wie Jagden, Kutter, Ruderboote etc.


    In der späteren Zeit, insbesondere während und nach der französischen Besetzung, waren zwar keine Schiffe/Boote mehr vorhanden, die eine Bezeichnung als Fregatte rechtfertigten, damals dürfte es sich aber bereits um eine tradierte Bezeichnung gehandelt haben.
    Auch trugen die Komandanten wie Brockes und Müller zwischen 1757 und 1814 wohl Uniformen entsprechend denen britischer Kapitäne.
    Da liegt natürlich der Gedanke nahe, dass es sich dann ja, entsprechend anderer Beispiele, zumindest um eine "Nominal- oder Titular-Fregatte" gehandelt haben muss.


    Angaben zur Bewaffnung finden sich bei: Graewe, Richard, Die Stader Elbzollfregatte und ihre Kommandanten 1650 - 1850, Selbstverlag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade 1963.

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    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

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  • Die Frage ist allerdings, ob sie in Diensten als Zollfregatte noch die ursprüngliche Bewaffnung hatte. Diese erscheint mir für ein Flußschiff reichlich überdimensioniert.
    Sehr schöner Beitrag. Die Geschichte des Schiffes kannte ich noch nicht. Hast Du mal im NMM geschaut, ob es Pläne der Klasse gibt?

    Ach so geht das!


    Von den Vorgängerschiffen der „Piercer „wie der „ Margarete“ und „Weißes Ross“ ist bekannt, dass sie in Kriegszeiten mit zusätzlichen Kanonen bewaffnet wurden. Demgegenüber wird für die Piercer in verschiedenen Quellen die Standartbewaffnung auch zu Friedenszeiten angegeben.


    So beschreibt für das Jahr 1833 Heinrich Daniel Andreas Sonne, „Topografie des Königreichs Hannover“ die Piercer als mit 11 Kanonen bestückt.


    Obwohl als „Zollfregatte“ bezeichnet, waren Schiff und Besatzung keineswegs dem Zoll zuzurechnen. So hat Kapitän Müller die Aufgaben von Kommandant und Besatzung wie folgt beschrieben:
    „Die königlichen Matrosen samt dem kommandierenden Schiffskapitain und Subalternen gehören zum Militär. Ausser demjenigen, was sie in Absicht des herrschaftlichen Zolls zu beobachten haben, haben sie sich nicht nur zur Verteidigung der berühmten königlichen Fahrzeuge, der Fregatte und des Kanonenbootes, mit Leib und Leben durch ihren Diensteid verpflichtet, sondern auch den Respect der Flagge mit Gefahr Ihres Lebens aufrecht zu erhalten. Ja, auch zur Landesdefensive bey bezeigenden feindlichen Überfällen und Insulten (Beleidigungen) von der Wasserseite, sich gebrauchen lassen.“


    Entsprechend führte die „Piercer“, wie auch ihre Vorgänger, die jeweilige (Schweden, Dänemark, Großbritannien, Hannover) Seekriegsflagge.

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    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

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  • haben sie sich nicht nur zur Verteidigung der berühmten königlichen Fahrzeuge, der Fregatte und des Kanonenbootes,

    Mit der Fregatte ist sicherlich die Piercer selbst gemeint. Gibt es mehr Informationen zum Kanonenboot?

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Wie sah denn die Seekriegsflagge aus?
    Ich habe nur andere Hannoversche Flaggen gefunden:
    www.flaggenlexikon.de


    Tante Edit: Hier wird die Seeflagge besser beschrieben.
    Die Seehandelsflagge führten auch die Schiffe des Königs.


    Aga

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    Adm. Horatio Nelson

  • Mit der Fregatte ist sicherlich die Piercer selbst gemeint. Gibt es mehr Informationen zum Kanonenboot?

    Das Zitat stammt von Kapitän Christian Gottlieb Daniel Müller. Kapitän Müller war 35 Jahre Kapitän der "Elbzollfregatte". Er war Absolvent der Universität Göttingen, Stud. math und jur u.a. bei Georg Christoph Lichtenberg, der ihm auch ein, wie ich finde, eindrucksvolles Zeugnis erteilt hat:


    "Herr Müller hat bei mir Algebra, höhere Geometrie, ein Collegium über die Berechnung der Sonnen- und Mondfinsternisse und eines über die geometrische Teilung der Figuren gehört und hat sich durch ungemeinen Fleiß von den übrigen unterschieden..........hat oft Rechnungen, die anderen zu weitläufig waren, für uns mit einem eigenen Eifer und liebenswürdiger Richtigkeit zu Hause für mich ausgeführt, welches meines Erachtens allezeit ein Zeichen eines ungemeinen Fleißes und einer seltenen Lehrbegierde ist....".


    Müller ist auch als Autor von Segelschiffachbüchern in Erscheinung getreten.
    Er war Leutnant der britischen Marine, hat, neben dem Englischen, Sprachkenntinsse in Französisch, Holländisch, Portugisisch und Spanisch erworben. Wohl aufgrund einer Beinverletzung, die er bei einem Einsatz gegen chinesische Piraten davongetragen hat, hat er seinen Dienst quittiert (er soll Zeit seines Lebens auf einen Stock angewiesen gewesen sein). Ab 1778 war er dann Kapitän der Elbzollfregatte.


    Ein, wie ich finde, ungewöhnlicher und für den Dienst sicherlich nicht unterqualifizierter Mann.


    Aber, um auf die Frage zurückzukommen, er war vor Eintreffen der Piercer im Dienst. Zu Beginn seiner Zeit (1778) standen eine "Cron-Jagt", zwei "Chaluppen" und ein "Kanonenboot" zur Verfügung.


    Anlässlich einer Visitation 1793 ist dann aber von einem "Wachtschiff", einem "Kanonenboot" und einem "Kutter" die Rede. Die Mannschaftsstärke nennt für dieses Jahr aber nur 39 Mann.


    Aus Abrechnungen geht hervor, dass 1796 ein Spiegel und neuer Bezug für die Kajüte der Chaluppe ??? angeschafft wurde.


    Während Müllers Dienstzeit wurden übrigens auch Priesen genommen und entsprechendes Priesengeld ausgezahlt. Im Falle eines Hamburgischen Schiffes erst nach 26 Jahren. Hierbei mag allerdings auch die darin enthaltene "Franzosenzeit" eine Rolle gespielt haben.


    In dieser "Franzosenzeit" sind dann alle Schiffe und Boote "verschleppt" oder zerstört worden.


    In der Fortsetzung werde ich versuchen auf die zu anderer Zeit vorhandenen Einheiten einzugehen, jetzt muss ich erst einmal eine Decke streichen.


    Herzliche Grüsse aus den hannöverschen Landen


    Deetjen

    "Certainement qui est en droit de vous rendre absurde, est en droit de vous rendre injuste."
    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

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  • @Aga hätte nach der Flaggenführung der Elbzollfregatte gefragt. Leider hat es etwas länger gedauert.


    Beflaggung der Elbzollfregatte:


    die alte Fregatte, "Bremer Schlüssel" erhielt 1727 eine Flagge mit dem Braunschweig-Lüneburgischen Pferd, weiss in einem roten Felde, in der Mitte in den vier Quartieren. Die Flagge war von der englischen Admiralität in England angefertigt und vom Ministerium in Stade übersandt worden. Zu schwedischen Zeiten trug sie am Heck 2 grosse Flaggen mit dem schwedischen Wappen.


    1733 war die Flaggenfrage des Nachfolgeschiffes, "Weisses Ross" zu regeln. Hierzu verfügte London am 20. Februar 1733: "Die neue Fregatte, so itzo zum Auslieger zu Stade erbauet wird, soll das "Weisse Ross" genennet werden. Es soll vorn am Schiff unter dem Bug-Striet ein weisses Pferd zum Bilde führen und hinter dem Schiffe unsere Namen-Chiffre GR unter einer königlichen Cronen führen".


    Ein Bild von 1753 zeigt die Elbzolfregatte in der linken unteren Ecke der "Neu verbesserte Landkarte von den beiden Herzogtümern Bremen und Verden". Die Karte wurde von Anthon Ulrich Braun, königlich und kurfürstliche Obrist-Lieutnant bei dem Artillerieregiment in Stade gefertigt und von F.W. Schilling, Leutnant im Hattorfschen Regiment, kopiert. Beide kannten das Schiff wohl genau, so dass an der Richtigkeit der dargestellten Verletzung keine Zweifel bestehen können. Von ihnen wird die Fregatte mit einem langen roten Wimpel am Grossmast, der sie als Kriegsschiff des Königs ausweist, dargestellt.


    Diesen Kriegsschiffwimpel führten alle Elbzollfregatten und auch die vorhandenen kleineren Einheiten. Am Heck wechselte das weisse Pferd auf rotem Grund mit einer weissen Flagte mit dem roten Georgskreuz und später mit dem Union-Jack mit aufgelegtem weissen Pferd.

    "Certainement qui est en droit de vous rendre absurde, est en droit de vous rendre injuste."
    Voltaire in "Ouveres komplettes de Voltaire" 1784, S. 447

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