Fachbegriffe auf Deutsch - Alternativen zum Schrage?

  • Ahoi Seemänner und -Frauen


    Als Quereinsteiger in die Thematik der historischen Segler, und vor allem auch als Modellbauer solcher, werde ich immer wieder mit der Frage der richtigen Begriffe für dieses Tau und jene Beschläge konfrontiert. Die Suche danach artet häufig in ein stundenlanges surfen im Internet aus, dabei will ich doch basteln :D


    Das einzige Buch, das, wie mir von der Beschreibung her scheint, da Abhilfe schaffen könnte ist der berühmte Schrage. Nur ist dieser z.Z. nur antiquarisch und dazu noch zu, wie mir scheint recht stolzen Preisen erhältlich.
    Meine Frage nun: Gibt es Alternativen? Oder ist der Schrage tatsächlich so eine Art Bibel der historischen Schifffahrt und den Preis von 60 und mehr Euro wert?


    Danke für Eure Hilfe!


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Hallo Peter,


    Paasch's Illustrated Marine Dictionary ist eine gute Hilfe. Gibt es je nach Version mit D-E, D-E-F und in ledergebundener Deluxe-Ausgabe in D-E-F-Es-It. Paasch hat zwar das Lexikon um 1880 geschrieben und damit mitten in der Ära der frühen Dampfschifffahrt. Aber klassische Begrifflichkeiten haben sich nie geändert. Schrage ist gut, sollte man besitzen -50-60 Euro sind auch ein marktkonformer Preis. Ebay & Co. spucken das Buch natürlich auch mal günstiger aus - muss man etwas Geduld haben. Vom Verlag Fines Mundi gibt es auch noch einen guten Reprint "Allgemeines Wörterbuch der Marine" - kostet aber auch mehr als der Schrage (um die 70 Euro).


    Gruß Collingwood

    Auf, Matrosen, die Anker gelichtet, Segel gespannt, den Kompaß gerichtet! - Wilhelm Christoph Gerhard (1780 - 1858)

  • Nun, hinsichtlich der Fachbegriffe hilft einem "Landlubber" wie dir ja vielleicht auch erst einmal dieses Buch hier:



    Da gucke ich auch ab und zu mal wieder rein.


    Der Schrage ist ja schon ein tolles Buch - aber eben nur, wenn man Schiffe der Nelson-Zeit baut. Da ist er schon so eine Art Bibel. Sagt der gottlose Heide Bonden - der Herr wird's verzeihen... :D


    Für eine spanische Karavelle aus dem 16. Jahrhundert ist der Schrage zum Beispiel nicht geeignet. Besser ist dann der Mondfeld, aber ich glaube, den hast du schon, oder? Also den hier:



    Und ansonsten kann ich dir nur empfehlen, deine Fragen hier zu stellen - ich bin mir sicher, in den meisten Fällen ersetzt das zeitraubendes Gesuche im Internet. ^^

  • Hallo Männer


    Vielen Dank für die zahlreichen Hilfestellungen!
    Mittlerweile habe ich sowohl den Schrage, als auch den Marquardt jeweils zu recht passablen Preisen gefunden.


    Hmmmmm... Marquardt oder Schrage? Das ist hier die Frage....neinein, ein "Was hesst denn da "oder" " gibt es momentan nicht nono


    Gute Nacht allerseits
    Peter

  • Hmm, wenn u Englisch kannst, Peter, solltest Du Dir noch zwei bzw. drei Bücher zur Takelage zulegen:


    1. James Lees "The Masting and Rigging of English Ships of War", Conway Maritime Press - Revised Edition 1984 (ist in mehrfach nachgedruckt worden)
    2. John Harland "Seamanship in the Age of Sail", Conway Maritime Press - Revised Edition 1985 (ist in mehrfach nachgedruckt worden)
    3. David Antscherl "Rigging a Sixth Rate Sloop of War 1767-1780", Seawatch Books - Revised Edition



    Für Deinen Kutter bist Du, wie bereits an anderer Stelle besprochen mit dem Peterson sehr gut ausgerüstet. Ich würde mit Marquardt und Lees Details immer wieder überprüfen.


    Für eine Vollschifftakelung sind für mich der Antscherl und der Schrage am sinnvollsten, da sie den Modellbauer am detailliertesten und strukturiertesten an die Hand nehmen und durch die verwirrende Anzahl der Taue und Leinen führen.
    Der Harland ist klasse, wenn Du wissen willst, wie ein Beiboot aus der Kuhl gefiert wird oder wie ein Anker korrekt angeschlagen wird.


    Ich habe hier zusätzlich noch den Steel "Rigging and Seemanship" als Kunstleder gebundenen Nachdruck, den ich noch nicht gelesen haben. Das Buch ist eine Primärquelle, aber ob sich die Anschaffung für den normalen Modellbauer lohnt, ... Ich habe ihn damals auch nur gekauft, weil ich günstig herankam und eine Schwäche für die Primärquellen in Buchform habe. Jeder Modellbauer ist wohl auch Jäger und Sammler - die Gene unserer frühen vorfahren haben sich erhalten :D
    Ich habe den Pasch auch im Regal stehen, aber irgendwann für mich die Entscheidung getroffen -zumindest beim Rumpfbau- bei den englischen Fachbegriffen zu bleiben und nicht krampfhaft nach einer deutschen Übersetzung zu suchen. Die Bezeichnung der einzelnen Hölzer ist so speziell, dass auch nach einer Übersetzung kaum jemand nachvollziehen könnte, wovon ich spreche. Beim Vorsteven hat z.B. beinahe jedes Bauteil einen eigenen Namen und das setzt sich bei allen anderen Bauteilen fort. Da zudem fast meine gesamte Literatur aus dem englischen Sprachraum kommt, ist der Weg einfacher.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Leute Ihr seid einfach umwerfend! Wenn ich mir das so durchlese, dann muss ich:
    1. Das Haus anbauen und eine Bibliothek einrichten
    2. Den Beruf wechseln, um wirklich Geld zu verdienen
    3. Mir 100'000 Ausreden einfallen lassen, warum ich mir jetzt all' diese Bücher kaufe, obwohl ich ja nur ein Schiffchen baue
    4. In Bitcoins (oder wie das Zeugs heisst) investieren


    Danke Euch viel mal für die vielen Tipps. Ich habe nach längerem suchen den Schrage für 38.-- und den Marquardt für 30.-- gefunden und gekrallt... :D
    Und jetzt ist Einkaufs-Stop, sonst schlittere ich in eine Ehekrise rofl


    Freundliche Grüsse
    Peter