Kleines Expeditionschiff (Golden Hind ?) nach Plänen von Hoeckel

  • Good evening, Ladies and Gentlemen,


    In einem anderen Forum gab es ein paar sehr interessante Hinweise zu dem „Pfortenproblem“.


    Zum einen meckerte das Navyboard bis ins 18.Jahrhundert immer wieder rum, weil die Kapitäne gerade der Schiffe der 5. und 6. Klasse die Stückprorten in der Kuhl einfach abbauen ließen.
    Andererseits gibt es Hinweise darauf, daß es teilweise Usus war die Pfortendeckel der Galleonen als horizontal montierte Klappen anzubauen, wie es später bei den Schebecken Standard war.


    Aber auch diese Bauweise löste nicht das Problem, daß bei schwerer See gelegentlich in die Kuhl
    hereinschlagende große Wassermassen schnell wieder loszuwerden. Dabei waren die offenen Stückpforten durchaus hilfreich.


    Jetzt kann ich ja anhand der inzwischen gesammelten „ Stückpfortenfakten“ und dem was man von Drake weis mal etwas Schwadronieren.



    Ampersborough Hard . Zeichenboden und Kontor des Werftherren.


    „Also, Shipwright Vine“ , ich will den Kahn bis auf die andere Seite Amerikas Knüppeln, und die Spanioler richtig schröpfen. Was glaubt Ihr wohl was für eine See ich da durchsegeln muss. Da gibt es Wellen die Ihr Euch kaum vorstellen könnt. Heißt also, dass ich auch einen Kaventsmann der an Bord springt wieder aus der Kuhl schnell rauskriegen muss.“ „ Aber Master Drake, im Gefecht sind dann Eure Kanoniere doch beim Laden ungeschützt.“ „ Wenn Ihr glaubt, dass ich mich auf Schiffsgefechte mit den Spaniolern einlasse täuscht ihr Euch. Ich habe die Kleine vor allem gekauft, da sie ziemlich schnell ist und auch höher an den Wind gehen kann als die Prunkkästen der Hidalgos. Also nochmal, Master, die Pfortendeckel bleiben weg.“ Drake geht zur Tür hält dann aber an:“ Überlegt mal, Master Shipwright, ob Ihr die Dinger nicht auch horizontal ansetzen könnt. Damit könnte ich mich vielleicht anfreunden.“ Dann knallt er im Gehen die Tür des Zeichenbodens der Werft zu. „ Wenn der Kerl nicht so gut zahlen würde, und dann auch noch die Protektion unserer Königin genießen würde, könnte der sich schon längst mitsamt seinem Umbau davon scheren. Einfach solch neue Sachen machen. Das haben wir doch schließlich noch nie so gemacht.“ Er nimmt sich einen großen Rum, und weiter vor sich hingrummelnd macht er sich daran die Bänder für die Pfortenklappen bei horizontalem Einbau zu entwerfen. Die Skizzen bespricht er am Abend noch mit dem Schmied. „ Könnte so gehen, Master Vine. So hängen sich die Dinger auch nicht aus wenn das Schiff ordentlich rollt. Soll ich schon mal ein solches Teil schmieden?“ Vine schüttelt den Kopf: „Abwarten. Ich spreche Morgen mit Drake. Und bei dem weis man vorher nie wie er sich entscheidet.“


    So, genug geträumt. morgen geht es mit den Arbeiten am Schott weiter.


    Best regards


    Angarvater Shipwright

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

    2 Mal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Immer dieser Ärger mit den Handwerkern. Aber Drake hat ja zum Glück die besseren Argumente auf seiner Seite. ;)

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Aye,Mates,


    Das Achterschott der Back ist samt den Türen und den Klappen für das Kabelar drin.





    Regards
    Angarvater

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  • Also ich weiß nicht... Die Scharniere und die Klinken sehen riesig aus, bist du sicher, dass das die richtigen Maße sind? :huh:

    Jetzt wo Bonden das sagt. Auch wenn die Teile damals wirklich deutlich größere Ären als heute, kommen Sie mir auch ein bißchen oversized vor :hmm:

  • Aye Bonden


    Es sind schon ordentliche Schmiedestücke. Aber sehn wir uns mal die Dimensionen an.


    Die Bänder wären in 1:1 90mm breit und knapp 30mm stark. Auf der Innenseite kämen bei den Türen noch die Gegenbänder hinzu. Bei einem mittleren trockenen Eichenholz und einem zweilagigen Türblatt von 60mm Stärke ergibt das, dass ,ohne die Beschläge, das Türblatt zwischen 28 und 30 kg wiegen würde. Rechnet man noch die Nagelungen, Schloss und Beschläge hinzu kommt das Ganze dann schon mal leicht auf 38 bis 40 kg. Bei der Verwendung auf See erscheint mir das daher bei den Türen als passend.
    Die Bänder der Klappen wären etwa 55mm breit und 15mm stark. Für den rauen Decksbetrieb scheint mir das auch nicht sehr viel zu sein.


    Best regards


    Angarvater


    P. s. Bei der Länge der Türdrücker bin ich von der auch heute auf Frachtern noch üblichen Zweihandbedienung von Türen ausgegangen ä.

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  • Nun ja, Bonden, das täte nicht nur weh, sondern da wäre die Hand hin.


    Abgesehen von den Türen der Logies auf heutigen Schiffen, die n.b. gesagt als feuerfeste Türen auch keine Leichtgewichte sind und meistens auch mechanisch\hydraulische Einhandschließer haben, haben die Stahltüren in den Schotten und Außenwänden ein mächtiges Gewicht. Zumindest die von den einzelnen Decks des Aufbaues nach Außen führenden werden von Hand bewegt.
    Darum lernt man ja, nein bekommt es als Jungmann gleich zu Anfang der Fahrenszeit eingebläut: beweg die Tür immer mit beiden Händen. Also Hebel mit beiden Händen hoch, und dann eine Hand am Griff und eine am Hebel lassen.


    Ich denke, dass das auf den Segelschiffen der damaligen, ach was aller Zeiten, genau so gehandhabt wurde. Was mir nicht klar ist ist die Frage ab wann solche Schotttüren innen mit einem Stangengetriebe dichtgesetzt wurden. Nur mit einer Klinke und Falle ließ sich auch damals, so meine Einschätzung, keine Tür wirklich ranholen und zumindest ansatzweise dicht halten. Solche Stangenschlösser gab es sogar (teilweise) auf den Burgen der damaligen Zeit. Ich nehme an, dass man auch sehr bald auf die Sicherung der Türen innen mit Vorreibern gekommen ist. Nur läst sich die Tür dann eben nicht von Außen öffnen.


    Aber vielleicht viel zu kompliziert gedacht, schließlich konnte man ja auch durch die unteren Decks in die Back kommen wenn die Türen bei dickem Wetter von innen verriegelt waren.

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  • Nun ja, Mate,


    Ich habe ja keine Erfahrungen mit richtigen Segelschiffen. Bei mir waren es vor langer Zeit Frachter und in letzter Zeit zusammen mit Mylady als Gast Reisen auf Containerfeedern und Hurtigrutenschiffen.


    Aber eins hat sich wohl seit Drakes Zeiten, egal ob die Männer damals mit ihren winzigen Holzschiffen den Wind nutzten oder wir heute mit unseren Stahlschiffen mit der Kraft der Maschinen unsere Reisen machen nicht geändert, und das ist die erhabene Weite und Macht der See


    Aber gleich bin ich out of Topic. Also: Morgen geht‘s in der Werft weiter. Der Neubau wartet.


    Best regards


    Angarvater

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  • Nächster Schritt, die Gräting auf der Back.


    Nach den üblichen Überlegungen werden die teile meistens sehr filgran gemacht. Insbesondere geht es dabei wohl um die Größe der Öffnungen in der Gräting. letzlich schrieb jemand dazu die Öffnungen dürfeten nicht zu groß sein damit man nicht mit dem Absatz hinein treten kann. Hm, welche Absätze? Soweit ich weis trugen die Jantjes in Drakes zeit keine Schuhe. Da war was für die hohen Herren.


    Icvh hab die Gräting für die Back mit einer Lochgröße von circa 9 x 10cm gemacht. Die Balken wären längs 9 x 9cm und die Querhölzer 9 x 18cm. In Annäherung an die alte Zimmermannsregel: Holz unter 15cm ist kein Balken sondern eine Leiste. Diese Gräting würde m.E. nach auch die beiden kleinen Kanonen, die auf die Back kommen aushalten.


    Ich habe die Teile nach den Darstellungen von zuMOndfeld und Curti gemacht.







    Cheers!


    Angarvater

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  • Ganz ehrlich, mir erscheinen die "Löcher" der Grätings ziemlich groß und als regelrechte Stolperfallen.

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  • Aye, Speedy,


    mit heutigen Augen gesehen geht eine Gräting mit mehr als 30 x 30mm Löchern gar nicht. Aber ich denke, daß man lange Zeit im Schiffbau mehr nach den für den Schiffsbetrieb wichtigen Dingen baute. Hies hier: stabil genug machen um die Kanonen drauf zu kriegen. Sicher war ein Schiff und seine Einrichtungen wenn es bei jedem Wetter sauber lief und auch dicke Stürme abreiten konnte. Nach unseren Sicherheitsaspekten wären z.B. auch die Marse wegen der Absturzgefahr absolut unzulässige Arbeitsplätze, ud die für uns so selbstverständlichen Rettungsboote und -Mittel gab es einfach nicht. "Sollten die Kerls doch tunlichst aufpassen."
    Aber vielleicht irre ich mich da auch sehr. :S:pardon:


    Hier ein Bild mit meinem vornehmen Barockdiener der mit seinen "Trittchen" auf der Gräting herumlatscht.



    Best regards


    Angarvater

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  • Keine Angst @Angarvater, ich bin nicht von der königlich englischen Berufsgenossenschaft. Aber ich sehe das einfach aus einer praktischen Sicht. Klar können die Kerls aufpassen, aber es ist doch ätzend, an solch zentraler Stelle laufend aufpassen zu müssen, dass ich nicht hängen bleibe, wenn sich das Problem durch eine kleine Veränderung lösen lässt und das Wasser trotzdem ablaufen kann.
    Obwohl, ist die Funktion der Gräting tatsächlich die Entwässerung ins Schiff hinein oder doch eher Licht- und Luftquelle?

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  • Aye Speedy,


    Mit Entwässerung haben die Grätings nichts zu tun, Dafür gibt es auf der Back einfache Abströmöffnungen unter der Relingsverkleidung dieser Mittelalterschiffe. Ansonsten auf dem Großdeck, und bei Zwei- und Dreideckern auch auf den unteren Decks die Speigatten, die das Wasser aussenbords leiten. Nicht umsonst hat man später Grätings mit Sülrändern gebaut um bei richtigem Regen und /oder überkommender See Persenningen zum Abdichten darüber spannen zu können.


    Na ja, die Grätings sind so eine Sache. In späteren Zeiten waren sie so angeordnet, daß die Kanonen nicht drauf rollten. Das hatte zur Folge, daß man das Holzwerk aus dem die Dinger gemacht wurden entsprechend leichter auswählen konnte. Damit ergab sich auch problemlos eine kleinere "Maschenweite". Also z.B. zwei cm starke senkrecht stehende Bretter lassen sich ganz gut so kombinieren, daß hier Öffnungen von 5 -7cm im Quadrat möglich sind. Da mußten die Grätings ja auch nur begehbar sein.


    Bei der GH laufen auf allen Grätings aus Platzgründen die Kanonen beim Schuß auf. Mit den entsprechenden Lasten. Da erscheinen mir für die Trägerelemente der Gräting mit 9 x 9 resp. 9 x 18cm halbwegs angemessen. Dann ergeben sich schon ganz ordentlich Löcher in der Gräting.


    Im übrigen denken ich, daß Queen Elizabeth I. und ihr Verwaltungsstab andere Vorstellungen vom Arbeitsschutz auf Seeschiffen gehabt haben als Queen Elizabeth II. Work Health and Safety Organisation. ^^^^^^


    Best regards


    Angarvater


    P.s. Und die Sache mit dem : dann sollen die Kerle eben aufpassen, dann treten sie da nicht rein, ist eine typische über viele Jahrzehnte vielleicht Jahrhunderte gebrauchte Denkweise, die sich kaum Gedanken um die sichere Bedienbarkeit von Konstruktionen machte, und erst in den letzten 100 Jahren mehr und mehr vom Arbeitsschutz verdrängt wurde.


    Hier ein für mich klassisches Beispiel für diese Denkweise aus einem anderen Bereich, der KFZ Technik. Als der Ing. Glas, der später das Goggomobil baute, in seinem Stammbetrieb BMW vorschlug, ein Warnsignal für den Fahrer beim Verlassen des Autos und noch nicht ausgeschalteten Scheinwerfern einzubauen damit, wenn das Abschalten vergessen wurde, die damaligen 6Voltakkus nicht ganz schnell leer waren, wurde das mit der Begründung : "Da muß der Fahrer eben dran denken" abgelehnt.

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