Gedanken zum Modellbau

  • Ahoi und guten Tag!


    Es gibt so Tage, da möchte man sein Modell einfach mal vom Tisch fallen lassen. Nach dem Motto, Ups, naja es sollte halt nicht werden.
    Gestern war mal wieder so ein Tag. Die Beplankung war kurz vor der Fertigstellung und was zuerst nach „gelungen“ aussah, stellte sich dann doch als ziemlich fehlerhaft dar.
    Liegt es an den normalen „Stimmungsschwankungen“ dem jeder Mensch unterliegt?
    Oder daran, dass zwischen Anspruch und Können Welten liegen?
    Ich glaube wie immer liegt die Wahrheit dazwischen.
    Dieser Anspruch kommt durch die weltweite Vernetzung der Modellbauer durch Foren und Social Networks.
    Aus jedem Winkel der Erde zeigen minder oder hervorragend begabte Tüftler ihre Werke und man sitzt meistens mit einem Ah und Oh vor dem Bildschirm und kann fast nicht glauben, was einem dort geboten wird.
    Das ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn es schon sehr schön, dass es eine derartige Vernetzung gibt, die einem die Möglichkeit bietet Arbeitsweisen zu sehen und Kontakte zu pflegen. Allerdings sieht man seine vermeintlichen „Unzulänglichkeiten“ und setzt sich selber unter Druck, wenn es dann an das eigene Werk geht.
    So sitzt man an seinem „Arbeitsplatz“ und weiß nicht, ob man mit einem Lächeln oder einer Träne im Auge ihn wieder verlässt. Natürlich nur sinnbildlich gesprochen. ;)
    So spiegelt sich das Leben auch im Modellbau wieder, ein stetiges auf und ab, wie ein Schiff auf den Wellen der Meere. Aber auch hier wird man belohnt, wenn man bei der Stange bleibt. Denn mit jedem Problem was gelöst wurde, steigt das Selbstbewusstsein und wappnet einen für die nächste Hürde.
    Ich für meine Teil baue nur aus Spaß, ohne jeden historischen Anspruch. Den kaufe ich mir mit meinen Bausätzen und hoffe, daß diese gut recherchiert sind und einigermaßen passen.
    Mir ist es wichtig das mir die Arbeit daran Befriedigung verschafft und ich mich am fertigen Modell träumerisch daran ergötzen kann. :D
    Was will ich hier eigentlich zum Ausdruck bringen? :hmm:
    Vielleicht nur das, daß die hier präsentierten Bauberichte nicht die ganze Geschichte zeigen, denn selbst die „Großen“ hier in unserem kleinen Forum, zumindest glaube ich das, kämpfen des Öfteren mit den großen und kleinen Unwägbarkeiten des Modellbaus.
    Und zu sehen bekommt man eh nur die schönen Fotos. ;)


    Nun denn, irgendwie hatte ich Lust dazu mal ein paar Zeilen zu schreiben und sie auf die Welt loszulassen. Ich hoffe es ist nicht zu viel Text und es liest sich einigermaßen flott.


    Liebe Grüße euer
    Oeli

  • Lieber Öli,


    da hast du scheinbar noch eine ganz gute Ratio: Bei mir ist es 1 Tag bauen - 1 Tag einreißen ;-)


    Im Gegensatz zu Anderen zeige und zelebriere ich das. Deswegen sieht es bei Anderen so toll aus - die zeigen sowas halt nicht und trotzdem ist deren Abfallkiste nach der Arbeit gut gefüllt.


    Mach dir nix draus, zum guten Modellbau braucht man Zeit Muße und Lust. Fehlt eines, dann lieber spazieren gehen, ist sicherer.


    Lieber Gruß und du machst das schon toll :-)


    Alles gute, Daniel

  • Wenn das Vergnügen an meiner Werkelei am jeweils gerade auf der Helling liegenden Schiffchen
    wegen eines vielleicht von außen kommenden sogenannten Qualitätsanspruches den Bach hinunter gehen würde,so hätte ich etwas grundsätzliches falschgemacht. Ich habe mich in etlichen Foren umgesehen und bin nur in dreien ein wenig aktiv, da dort die Besserwisserei keine Rolle spielt. Ich baue deshalb nach Plan ( modisch: scratch) weil es dabei noch mehr auszuprobieren und rumzufummeln gibt als beim Bausatzbau. Als ehemaliger Konstrukteur und gelernter Handwerker ist mir die zugehörige Schrottproduktion beim Bau von Prototypen so selbstverständlich, daß sie nicht der Rede wert ist, und jedes Modell ist bei mir nun einmal neu, also ein Prototyp. Darum: einfach weitermachen und Spaß am
    Modellbau haben.


    Your ever humble serveant


    Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Ich habe ja aufgehört Modellbau zu treiben, als der erste Wadenbeisser kam.
    Damals waren es 48er Flugzeuge... aus Plastik.
    Wenn ich so die Meister in der ModellFan oder andere Zitschriften sah war ich neidisch, klar, aber ich wollte vorallen bei den Modellen lernen, es beim nächsten Mal besser machen.
    Daher nicht verzagen, auch die Meister bauen Schrott und schmeissen oft weg.
    Und überhaupt bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
    Wenn ich also mein erstes Holzmodell anfange, wirst du schon ein Stück weit besser sein als meine Wenigkeit.
    Das man mal zweifelt ist normal und kein Ding, ausser man grübelt nur noch und schafft nichts mehr...
    Aktuell fummel ich ja nur mit meinen Legos rum, da ist das praktische wenns Schrott ist wird es einfach auseinander genommen und wegsortiert.
    Überall habe ich aktuell Versatzstücke (Fassadenteile, Fenster etc) umzuliegen um mir bessere Lösungen zu überlegen.
    Also frisch weiter gebaut lieber @oeli
    Und ihr habt so Recht @dafi & @Angarvater


    aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Ich denke, ich kann mich da mit meinen Zeichnungen nahtlos einreihen. Etwas "schaffen" zu wollen, ist immer eine Auseinandersetzung mit den eignen Unzulänglichkeiten, aber auch den Vorbildern. (Wer meine Zeichnungen mit William Vance bei Bruce J. Hawker vergleicht, sieht, was ich meine :/ )
    Aber wenn man das akzeptiert und es genießt, selber etwas entstehen zu lassen, dann kommt auch die Freude über die kleinen Fortschritte im eigenen Können.
    (Dabei messe ich mich im Moment nichtmal an Vance sondern an Horst Kreuder von 1979 und 90/91. {"Das Ende der Revenger" und "Die Prüfung") Im Moment kämpfe ich gegen die Angst unterhalb meiner eigenen "Bestleistung" wieder anzufangen.)
    :rolleyes:

  • Fällt mir gerade noch etwas zum Thema ein. Oeli schrieb, daß er das fertige Modell träumerisch betrachtet. Aber ja!!! Und nicht nur das fertige Schiffchen. Beim Bauen denke ich mich oft mal darein wie sich so ein Zimmermann oder ein Auftraggeber wohl fühlte, wenn ein Abschnitt fertig eingepaßt war. Oder welche Stimmung und welches Empfinden man haben mußte um so eine Verzierung für das Heck zu schnitzen. Ein schönes Erlebnis so einen Akanthus bei Musik von Händel, Vivaldi oder Bach zu schnitzen. Darin schwingen diese Bögen und Verzierungen genau so.
    Oder sich hineinzuträumen am Helmholz der Pinco Gianna stehend am leichten Wind über die Lagune auf den Hafen von Vendig zuzuhalten.


    So, Schluss mit träumen! Die Segelmacherei hat die Vorsegel fertig, und es müssen noch die Rahen für die Topsegel gedreht werden.


    Cheers Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Beim Bauen denke ich mich oft mal darein wie sich so ein Zimmermann oder ein Auftraggeber wohl fühlte, wenn ein Abschnitt fertig eingepaßt war. Oder welche Stimmung und welches Empfinden man haben mußte um so eine Verzierung für das Heck zu schnitzen. Ein schönes Erlebnis so einen Akanthus bei Musik von Händel, Vivaldi oder Bach zu schnitzen. Darin schwingen diese Bögen und Verzierungen genau so.
    Oder sich hineinzuträumen am Helmholz der Pinco Gianna stehend am leichten Wind über die Lagune auf den Hafen von Vendig zuzuhalten.

    Darum liebe ich dieses Forum hier. :sun:
    Diese romantische Betrachtungsweise.
    Klar ist das Segelschiff per se Romatisch, aber ich habe auch andere Modellbauer kennengelernt.
    Dort wird alles von der technischen Seite betrachtet.
    Ja, auch beim bauen schweifen meine Gedanken oft ab und man stellt sich vor, wie damals die Handwerker zugange waren.
    Achja (seufz), ich sehe es steckt noch soviel Potential in diesem Hobby! Gott sei Dank. :)


    Und, vielen Dank für die Kommentare. Sehr schön zu lesen mit welcher Philosophie jeder heran geht.
    Und Danke auch für den Zuspruch, obwohl ich sagen muss, ich wurde wohl ein wenig missverstanden. Es sollte kein „fishing for compliments“ sein, nur mal so ein Auswurf von Gefühlen und Gedanken, die dieses Hobby so mit sich bringen.
    Trotzdem aber nochmal „Danke“ man hört so etwas immer wieder gerne.


    Aber wie Angarvater so treffend formulierte, Schluss mit der Träumerei, ein Schiff wartet auf seine Fertigstellung ;)

  • In einem alten Forum dessen Namen nicht genannt werden darf hatten wir Holzwürmer die waren schon sehr anstrengend.
    Da musste alles perfekt sein, Anfänger wurden derbe angemacht wie man denn jenes oder welches gemacht hätte...
    Das war ätzend, insofern ist es so wie wir es hier haben gewollt und schön.
    Aber es muss für alles einen Platz geben, jeder nach seiner Facon und Können oder wollen.
    Also einfach losbauen und gut ist


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Interessantes Thema :)


    Warum baue ich Modellschiffe?
    Im realen Leben würde ich mich als Wissensarbeiterin bezeichnen. Daher genieße ich es, in meiner Freizeit völlig andere Dinge zu machen. Rausgehen in die Natur, Fotografieren, Handarbeiten.
    Beim Schiffbau kommt so vieles zusammen, so dass es mir nie langweilig wird: Holzarbeiten, Metallarbeiten, Bemalung, Nähen usw. Für mich ist dabei das Tun wichtiger als das Ergebnis. Wenn etwas nicht so toll geworden ist, frage ich mich, ob es mir Spaß machen würde, das Ganze nochmal von vorne zu beginnen. Wenn ja, dann reiße ich ab und baue neu. Wenn nein, dann bleibt es eben wie es ist. Damit fühle ich mich gut.


    Andere Bauberichte inspirieren mich. Aber ich orientiere mich nicht daran.

  • Warum betreibe ich Modellbau - über die Frage habe ich oft nachgedacht, besonders wenn etwas schiefgegangen ist oder ich mit dem Erreichten nicht zufrieden war.


    Historische Schiffe sind meine große Leidenschaft. Ende 2008 habe ich mit Holzmodellen angefangen - mein großer Traum ist ein Modell, bei dem ich die Konstruktion des Vorbilds so genau wie es mir möglich ist nachvollziehen kann. Auf dem Weg zum Ziel bin ich bisher in viele Sackgassen gelaufen, habe mitunter das Ziel aus den Augen verloren aber auch eine Menge über mich selbst gelernt.
    Als ich mich nun auf einem guten Weg gesehen habe, hat mich das reale Leben auf ein großes Projekt verschlagen ohne Möglichkeit in der gewohnten Weise mit Holz zu arbeiten. Ich habe mich den Kartonmodellen zugewandt -wohl wissend, dass mein bisheriger Anspruch an historische Genauigkeit mit einem Bausatz nicht zu realisieren ist.


    Was soll ich sagen, ich habe riesig viel Spaß an den kleinen Kartonmodellen und werde die nächsten Jahre dabei bleiben. Gerade das Wissen, dass ich es nicht perfekt machen kann, hilft mir Freude am Entstehen des Modells zu haben, ohne dauernd versuchen zu müssen, es noch besser zu machen. Die Freude etwas mit eigenen Händen zu schaffen, der Weg zum fertigen Modell ist es, was mich am Hobby fasziniert.
    Auch die Recherche gehört für mich zum Hobby und bei meinem nächsten Kartonmodell werde ich versuchen, dem Vorbild etwas näher zu kommen, aber nicht, den Kit neu zu erfinden.


    Wenn ich in -wahrscheinlich- einigen Jahren wieder mit Holz basteln kann, hoffe ich die gerade gewonnene Lockerheit beizubehalten, aber mein ursprüngliches Ziel wieder aufzunehmen.


    Beide Varianten des Modellbaus machen Spaß. Daher habe ich kein Problem damit, wenn jemand sein Modell aus dem Kasten baut, wenn er Fragen hat oder Dinge besser machen möchte, helfe ich gerne, wenn meine Anrgungen zu weit gehen, ist das auch in Ordnung.


    Jeder muss seinen eigenen Weg gehen und das Nebeneinander der verschiedenen Vorgehensweise und insbesondere die Akzeptanz hier, gefallen mir.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Och ja. Da hab ich dann auch drei bis vier(zig) Sätze zum Thema auszuspeichern.


    Ich will hier jetzt nicht meine gesamte modellbauerische "Karriere" niederschreiben - erstens habe ich dazu keine Lust :D und zweitens kann das ja jede und jeder auf meiner Homepage nachlesen (da freue ich mich ja auch immer, wenn ich in der Statistik sehe, dass sich mal wieder jemand dorthin verirrt hat :P ). Aber zum Thema "eigener Anspruch" will ich gern auch was beisteuern:
    Ich beginne mal ganz philosophisch:

    Genau da liegt die Krux! "Geht nicht zu weit!"


    Ich baue ja seit einiger Zeit bekanntermaßen sehr stark historisch korrekt orientiert. Das macht mir Spaß, und ich glaube, ich habe auch meine ganz persönliche Grenze gefunden, an der ich sage: Ok, das baue ich jetzt genau so, wie ich es für richtig halte - auch wenn die Experten sich noch streiten, ob nun Mondfeld, Marquardt, Reed oder Schrage oder vielleicht doch Lavery Recht hat. (Im Prinzip gibt es nur ein Schiff, wo DER Experte feststeht, und das ist die Victory. Und wir können stolz sein, diesen Experten auch hier in unserem Forum zu haben: Prof. Dr. Dr. vic. dafi )Meine persönliche "Bibel" ist der Schrage, an dem orientiere mich, und das bereitet mir enorme Freude, vor allem immer dann, wenn ich am Modell etwas so hinbekomme, wie es in dem Buch gezeigt wird.


    Ich habe auch keine Scheu, dem "Dafinismus" zu frönen (siehe Posting #2), also etwas, was nicht gelungen ist, wieder abzureißen und neu zu bauen. Im Gegenteil, wenn ich weiß, dass ich etwas offensichtlich falsch gebaut habe und ich mir relativ sicher bin, dass meine Fähigkeiten ausreichen, es besser zu machen, wird's sofort runtergefetzt und neu gemacht. Aber eben nur, wenn es meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten entspricht - ich glaube, ich laufe nicht Gefahr, durch übertriebenes Perfektionismusstreben zu scheitern und ein angefangenes Modell nicht zu beenden. Schaue ich mir meine bisherigen Kartonmodelle an, sehe ich bei allen etliche Stellen, die ich heute anders und sicher auch besser bauen würde. Aber zum damaligen Zeitpunkt war das eben auch genau das, was ich mir zugetraut habe und was ich wollte, und deshalb mag ich auch meine früheren Modelle noch immer, bin stolz auf sie und zeige sie auch gern anderen Menschen - so wie kürzlich auf einem Treffen von Kartonmodellbauern.


    Lieber @oeli , du hast ja so Recht:

    denn selbst die „Großen“ hier in unserem kleinen Forum, zumindest glaube ich das, kämpfen des Öfteren mit den großen und kleinen Unwägbarkeiten des Modellbaus.

    Ich sehe mich ja jetzt nicht als "Großer", aber ich habe keine Scheu, auch meine Fehler und Missgeschicke in meinem Baubericht zu zeigen; im Gegenteil, ich finde, genau darum sollte man doch auch einen Baubericht
    schreiben: Um anderen Modellbauern solidarisch und hilfsbereit mögliche Fehlerquellen am Bausatz oder am eigenen Bauverhalten aufzuzeigen.


    Und insgesamt möge Jede und Jeder so bauen, wie es ihr/ihm am besten gefällt. Sich bei anderen Modellbauern was abgucken ist legitim, gut und richtig - aber man darf sich keinesfalls verrückt machen lassen! :D


    Fazit: Modellbau macht immer dann Spaß, wenn es einem selbst Spaß macht. ^^:thumbup:

  • @oeli hat ja an anderer Stelle sehr zutreffend geschrieben, dass ich mehr Leser als Modellbauer bin. Damit meinte er natürlich die wunderbaren Romane von Forrester, POB, Quincy und anderen.
    Darüber hinaus muss ich aber gestehen, dass ich ein echtes Suchtproblem habe: Ich liebe Bauberichte und kann einfach nicht genug davon bekommen. Wenn alle Schiffe, deren Bauberichte ich gelesen habe, tatsächlich mal im Maßstab 1:1 gebaut würden, wäre die Reede von Spithead hoffnungslos überfüllt und an den Downs und auf der Nore sähe es nicht besser aus.
    Und eines Tages hat es mich dann tatsächlich gepackt, ich wollte auch mal ein Schiffmodell bauen. Der erste Versuch ging gründlich schief, weil das Plastmodell einigen heimtückischen Anschlägen zum Opfer fiel. Einige Jahre später fiel mir in der E-Bucht ein Holzmodellbausatz in die Hände und der Gedanke, es doch noch einmal zu versuchen, nahm Gestalt an. Seitdem sind 2 1/2 Jahre vergangen und ich habe inzwischen gelernt, dass man für den Modellbau vor allem Geduld braucht. Natürlich gibt es auch immer wieder Phasen, in denen mir ganz einfach die Lust fehlt, aber letztendlich ist ja der Weg das Ziel. Wer will denn schon mit seinem Modell jemals fertig werden, nicht wahr @dafi? ;)
    Am Ende des Tages ist Modellbau, wie wir ihn betreiben, ja auch nur ein Hobby. Und das soll vor allem eins: Spaß machen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Mir fiel wohl wegen des im Thread auftauchenden Begriffes „die Großen“, den ich garnicht mag, eine kleine Episode die etwas mit diesem Begriff zu tun hat wieder ein.


    Holmegaard Glasverk – oder Royal Copenhagen – irgendwann Ende der 80ziger Jahre. Zu der Zeit konnte man die Glasbläserei während des Betriebes besichtigen. Keine kleine Showwerkstatt! Hier arbeiteten circa 200 Glasbläsergesellen, und bliesen mit großer Handwerkskunst diese weltbekannten dänischen Gläser, Lampen, Schalen und dergleichen mehr. Man konnte sich bei der Besichtigung zum Schauen soviel Zeit nehmen wie man wollte. Der Weg führte unmittelbar an den Arbeitsplätzen entlang. Blieb man stehen so war der jeweils am Schluß der Arbeitsgruppe das fertige Glas end zu Bearbeitende auch gern bereit, wenn es der Rhythmus der Arbeit zuließ Fragen zu beantworten.
    Auf der halben Strecke war die Station der Meister. Einige Schreibtische und mehrere Sitze an einem Tisch. An den Schreibtischen arbeiteten mehrere jüngere Männer, am Tisch saßen drei ältere Herren in Glasbläsermontur. Auf meine Frage hin wer wer sei hieß es: an den Tischen und unterwegs im Werk das sind die jungen Meister,die lenken die Produktion, und die drei Älteren, das sind die Zunftältesten der Glasbläser. Nun gut, wir gingen weiter. Als einer der Ältesten sich langsam erhob und zwei Gesellen zu ihm traten. Sie gingen zu einer nebenan liegenden Glaslinie. Einer der Gesellen bildete mit der Glaspfeife in der zugehörigen Glaswanne eine ungewöhnlich große Luppe, die er dem Ältesten zeigte und auf dessen Wink hin nochmals in der Wanne weiter aufbaute. Dann reichte er die Pfeife an den alten Meister zum Blasen weiter. Während dessen wurde es in der Produktionshalle immer stiller. Als der Meister ansetzte ruhte an allen Glaslinien die Arbeit, und alle Gesellen und Meister sahen gebannt der Arbeit des Alten bewegungslos zu. Mit sehr ruhigen Bewegungen, sichtbar vom Blasen des großen Glases angestrengt formte er eine große Schale. Absetzen, betrachten wieder weiter Blasen. Man mochte vor Spannung kaum atmen. Dann zeigte er einem seiner Meisterkollegen das fertige noch glühende Werk. Der betrachtet sie genau und die Hände hebend rief er aus: „Ja, gelungen.“ Der Älteste hob das Stück an der Pfeife so hoch, daß alle es sehen konnten, und lauter Jubel und Beifallsrufe brandeten auf.
    Da sagte einer der neben uns stehenden Glasbläser zu mir: „Da hattet ihr das Glück zu sehen wie einem unserer Besten etwas Großes gelang.“ Der Alte danke seinen Gesellen mit einem Kopfnicken, und setze sich, sichtlich ermüdet, wieder an seinen Platz.
    Gefragt wie oft so ein Stück gelinge sagte der Galsbläser: " Wenn eins von fünfen maklelos ist, so ist das sehr, sehr gut."

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

    2 Mal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • @Angarvater sehr schöne kleine Geschichte, :thumbsup: die sich in jedem Bereich wiederholt. So auch in der Fotografie, wo du 1 gutes auf 100 hast und ein sehr gutes, da muss man noch ein "paar" draufpacken . Obwohl der Geschmack und Anspruch immer eine entscheidende Rolle spielt.
    Ich hatte die Großen auch extra in " " gesetzt, um das zu relativieren. ;)

  • Hab auch noch was Nettes zum Modellbau - und es passt auch aus anderem Grund zu unserem Forum: Es gibt wohl kaum eine bessere Kombination, als sich ein Hörbuch der Aubrey-Reihe reinzuziehen, dem Herrn Steck zu lauschen, wie er eine Passage liest, in der das Laden der Geschütze an Deck der Surprise beschrieben wird und dabei selbst an seiner Fregatte aus der selben Zeit die Kanonen zu takeln. ^^

  • Hab auch noch was Nettes zum Modellbau - und es passt auch aus anderem Grund zu unserem Forum: Es gibt wohl kaum eine bessere Kombination, als sich ein Hörbuch der Aubrey-Reihe reinzuziehen, dem Herrn Steck zu lauschen, wie er eine Passage liest, in der das Laden der Geschütze an Deck der Surprise beschrieben wird und dabei selbst an seiner Fregatte aus der selben Zeit die Kanonen zu takeln

    s3s6

  • Hörbücher mit Ausnahme von Terry Pratchett habe ich kaum, aber dafür jede Menge Hörspiele, angefangen von den ??? über John Sinclair bis zu alten Höspielporduktionen aus den 50er Jahren von z.b. Rolf Becker.
    Gerade Pratchett und letztere machen mir unglaublich viel Spaß beim Basteln

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."