Patrick O’Brian – Sturm in der Antarktis 09/15

Literatur-Vorstellung September 2015:

Patrick O’Brian – Sturm in der Antarktis

Stell Dir vor, lieber Leser, Du befindest Dich irgendwo in den Weiten des Südatlantiks, ein Sturm tobt und gewaltige Wellen türmen sich vor Deinem Schiff auf. Doch damit nicht genug, Du wirst seit Tagen von einem drückend überlegenen feindlichen Kriegsschiff verfolgt, dessen Kapitän kein anderes Ziel kennt, als Dich und Dein Schiff zu versenken. Bei diesem Sturm wäre jeder Rettungsversuch zum Scheitern verurteilt. Der Feind kommt näher und näher. Bald wird er auf Schussweite seiner Kanonen heran sein und jeder Treffer in der auf das Äußerste beanspruchten Takelage kann das unausweichliche Ende bedeuten. Diese alptraumhafte Situation schildert Patrick O’Brian im fünften Band seiner Aubrey-Maturin-Reihe – Sturm in der Antarktis – die mit zu dem Besten gehört, was man als Liebhaber marinehistorischer Literatur lesen kann.

Darüber hinaus bietet dieser Roman aber auch tiefe und vergnügliche Einblicke in Jack Aubreys Leben als Familienvater und Grundbesitzer im England der napoleonischen Ära, der wie viele andere Marineoffiziere, die an Bord von Kriegsschiffen aufwuchsen, an Land doch eher hilflos und naiv agiert, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Die eigentliche Rahmenhandlung begleitet die beiden Helden bei ihrer anspruchsvollen und abenteuerlichen Seereise von England bis an das Ende der Welt; dabei lernt man die gute alte Leopard, Jack Aubreys neues Schiff und seine Besatzung kennen, teilt ihre Sorgen und Nöte und erlebt schließlich einen Kampf ums nackte Überleben in den eisigen Fluten der „Roaring Forties“.

Auf einer zweiten Ebene, quasi der Geschichte in der Geschichte, gewährt uns Patrick O’Brian einmal mehr Einblick in Stephen Maturins Tätigkeit für den Geheimdienst der Royal Navy. Denn nicht alle der zum Teil dramatischen Ereignisse der Rahmenhandlung beruhen auf Zufall… Ausgerechnet an Bord der Leopard, in der Abgeschiedenheit des Ozeans, liefert er sein Meisterstück als Geheimagent ab. Seine Gegenspielerin ist dabei Louisa Wogan, eine amerikanische Spionin, die nach Australien deportiert werden soll. Mit ihr ist Patrick O’Brian eine weitere starke Frauengestalt neben Diana Villiers gelungen.

Den Roman kann man nicht nur lesen, er ist auch als Hörbuch erschienen. Johannes Steck, der auch Sprecher der vorherigen Aubrey-Maturin-Hörbücher war, lässt auch hier die Handlung wieder auf seine unnachahmliche Art lebendig werden und verleiht gerade den spannenden Augenblicken eine ganz besondere Dramatik. Selbst wenn man das Buch bereits gelesen hat, wirkt das Hörbuch dadurch wie eine Neuentdeckung.

Speedy

Mehr zu Patrick O’Brian und den Abenteuern rund um seine Protagonisten Jack Aubrey und Stephen Maturin erfahrt Ihr im Forum.

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