Taue selber schlagen - Reeperbahn von Krick

  • Der Rutenmann brachte ja neulich eine Reeperbahn der Firma Krick. Der Zusammenbau ist lustig; wenn man die deutsche Bauanleitung mit viel Text und sehr kleinen, nicht wirklich aussagekräftigen Bildern mit der ebenfalls beiliegenden italienischen Anleitung kombiniert, die mit deutlich weniger Text auskommt, dafür aber mit größeren und außerdem selbsterklärenden Bildern punktet, bekommt man es hin. Witzigerweise bleibt dabei ein großes Teil über, und das scheint Standard zu sein, denn ich habe das auf verschiedenen Seiten im Netz gelesen.
    Die Reeperbahn arbeitet im vereinfachten Verfahren, also nicht nach der traditionellen Weise mit Hoofd und so, sondern mit einem Drehteller.
    Im Folgenden will ich zeigen, wie ich ein Tau schlage, welches später als Wantenpaar am Besan meiner Mercury Verwendung finden wird.


    Zuerst werden die beiden "Schlitten" mittels Schraubzwingen an der Tischkante befestigt. Zwischen Getriebeschlitten und Drehtellerschlitten befestige ich drei Taueenden 0,25 mm Amati-Takelgarn schwarz, und zwar so, dass alle drei etwa gleichen Zug haben.
    Jetzt wird die Kurbel am Getriebeschlitten gedreht. Dadurch werden die einzelnen Adern in sich verdrillt. Man muss nur darauf achten, dass man einen der Schitten löst und mit einer Hand festhält, so dass die Fäden straff bleiben, der Schlitten aber durch das Verdrillen unweigerlich auf sein Gegenstück zurutscht. Fangen die Fäden an Wirbel zu bilden, reicht es.


    Jetzt wieder leicht straff spannen und nun am Drehtellerschlitten die Kurbel betätigen. Nun werden die drei Adern miteinander verdrillt.

    Auch hier muss man wieder einen Schlitten lösen und vorsichtig und mit Gefühl "mitführen".


    Am Anfang sieht das Tau erstmal so aus:


    Sieht es dann so aus, kann man aufhören:



    Man sieht sehr schön, wie weit sich die beiden Schlitten angenähert haben.



    Jetzt klemme ich den losen Schlitten nochmal fest, tupfe an jedes Ende des Taus einen Tropfen Sekundenleim und schneide das Tau dann aus der Bahn. Und husch, verwirbelt es total!



    Macht aber nix, einfach den Faden nehmen und glatt ziehen, und dann sieht es so aus:


    Ach ja, das Verkleben der Enden vor dem Herausschneiden aus der Bahn ist reine Vorsicht. Man kann die auf die oben geschilderte Art geschlagenen Taue an jeder beliebigen Stelle zerschneiden, ohne dass sie dadurch auffasern.


    Man sieht, es schaut gut aus, aber man erkennt auch noch einige Fusseln:



    Nun, dafür hat uns Tante Maja ja etwas Bauschutt aus ihrer Behausung dagelassen.



    Einmal kräftig durchgezogen, dann den Faden noch ein paar mal kräftig zwischen den Fingern hin und her gleiten lassen, um das überschüssige Wachs wegzubekommen, und gut ist. Der kritische Blick durch die Lupe zeigt: Praktisch fusselfrei!


    Das alles hat reichlich 5 Minuten gedauert, also durchaus eine überschaubare Zeit. Ich bin echt überrascht, wie gut man mit diesem ja doch recht einfachen Gerät Taue schlagen kann. Da werde ich jetzt immer mal wieder das eine oder andere Tau fertigen, wenn ich grad zu nix anderem Lust habe - allein von der hier gezeigten Sorte benötige ich so ca. 20 Stück.

  • Wat es heute nicht alles fertig zu kaufen gibt, ich hab früher ne Seilmaschine noch mit Fischertechnik gebaut. :lol:
    Aber sag doch mal bitte, was da für ein Teil übrig geblieben ist, würd mich mal interessieren.

  • Macht sich gut!


    Nur, Reepschlägerei ist nichts für einen gestandenen Shipwright. Kleeden reicht schon! ;)


    best regards Angarvater

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

  • Aye, Bonden,


    ich suche gerade meine Photos zum Thema Kleeden. >Wernn ich die doch noch irgendwo finde ( hatte ich mal im B.2. eingestellt) mache ich einen kurzen Fred über meine Kleedemethode.


    Angarvater

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  • Hallo Bonden


    Inzwischen arbeitest du ja schon sicher damit. Kannst Du ein paar Zeilen dazu schreiben,welche Erfahrungen Du damit gemacht hast ? Würdest Du dir die Reepschlägerei wieder kaufen ?

  • Ahoi Charlie, ich bin sehr zufrieden mit der Reeperbahn. Es gibt sicher bessere Konstruktionen dafür; kann sein, dass ich mir irgendwann vielleicht doch mal sowas selber baue. Aber im Moment komme ich bestens damit klar, bin mit meinen Tauen zufrieden und bekomme noch keine Krämpfe in den Finger- und Handgelenken vom selber Leiern. :D