Donald Thomas - Cochrane: Britannia´s Sea Wolf


  • Vergleicht man die Biografien von Thomas Cochrane und Jack Aubrey, so fallen zunächst eine Menge Gemeinsamkeiten auf.
    Beide hatten einen die Admiralität nervenden Vater, der eine als Erfinder, der andere als Parlamentarier. Beiden fiel es schwer, sich Autoritäten unterzuordnen. Beide wurden Opfer von Intrigen, die zum Ausschluss aus der Navy führten. Beide kämpften für die Unabhängigkeit Südamerikas und schließlich wurden beide rehabilitiert. Ganz besonders offensichtlich wird die Gemeinsamkeit bei Cochranes leider nur sehr kurz behandelten Kommando auf der Speedy. Hier hat sich POB wirklich hemmungslos bedient, sieht man davon ab, dass sich die personellen Konstellationen an Bord der Schiffe sehr deutlich unterscheiden und POB bei der Schilderung von Jack Aubreys Erfolgen deutlich zurückhaltender als die Realität war.
    Nach dem Kapitel um die Speedy werden die Gemeinsamkeiten deutlich rarer, Jack Aubrey entwickelte ein eigenes Leben, das völlig anders verlief, weil POB nun auch die Abenteuer anderer Seeleute verarbeitete.
    Bei Thomas Cochrane ging die Karriere geradlinig weiter. Nach seinem Gefangenenaustausch und dem Freispruch für den Verlust der Speedy wurde er erwartungsgemäß zum Post Captain befördert und mit dem Ende des Friedens von Amiens erhielt er ein neues Kommando. Bis 1809 hatte er ständig Kommandos von Fregatten, mit denen den Walfang in der Nordsee schützte und später wieder unter den Feinden des Königs im Mittelmeer aufräumte. Immer wieder fühlt man sich dabei an Episoden aus dem Leben von Hornblower und Co erinnert, denn auch für andere Autoren bot Thomas Cochranes Leben reichlich Inspiration.
    Nach dem Gefecht auf der Baskischen Reede zog sich Thomas Cochrane aus der Navy zurück und kümmerte sich verstärkt um seine Karriere als Abgeordneter im Unterhaus. Tatsächlich hatte er bereits seit 1806 einen Parlamentssitz inne und fiel durch radikale Positionen auf (General Aubrey lässt grüßen). 1814 wurde er fälschlich mit dem Großen Aktenbörsenbetrug in Verbindung gebracht und trotz seiner gegenteiligen Beteuerungen schuldig gesprochen. Erst 1877 stellte man abschließend fest, dass er tatsächlich unschuldig war. Die Öffentlichkeit hatte daran ohnehin nie gezweifelt. Er verlor durch den Schuldspruch zwar sein Mandat, wurde aber direkt wiedergewählt.
    Sein Weg zurück in die Navy war deutlich länger und schwieriger und führte ihn nach Südamerika und Griechenland. Erst 1832 wurde er wieder als Rear Admiral of the Blue auf die Navy-Liste gesetzt. Trotzdem trat er zunächst kein Kommano an, denn als Sturrkopf, der er nunmal war, bestand er auch auf die Wiedereinsetzung als Ritter des Bath Ordens.
    Ich stelle gerade fest, dass ich schon eine ganze Menge zu Thomas Cochrane und wenig zum Buch geschrieben habe. Das Buch umfasst 9 Kapitel von recht unterschiedlicher Länge. Der uns unmittelbar interessierende Teil um die Speedy ist im 2. Kapitel enthalten, aber auch nur als Teil seiner frühen Karriere. Das hat mich persönlich ein wenig enttäuscht, doch ich habe auch Verständnis, denn Thoames Cochrane hatte ein so aufregendes und wechselvolles Leben, da kann man für die Monate auf der Speedy keine großen Ansprüche stellen. Immerhin hat Thomas Donald versucht, das ganze Leben auf 384 Seiten zu komprimieren. Wer es ausführlicher mag, es gibt eine zwei (?) Bände umfassende Autobiografie, die von seinem Sohn beendet wurde. Allerdings würde ich jedem dazu raten, lieber bei Thomas Donald zu lesen, denn sein Englisch ist deutlich moderner und damit für Fremdsprachler einfach leichter zu lesen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)