HMS Triton, 1773 -Versuch einer Rekonstruktion

  • „I have a dream …“


    Diese Worte von Martin Luther King geben mein Verhältnis zum MSW-Projekt und zur HMS Triton sehr gut wieder. 2007 und 2008 habe ich meine ersten Erfahrungen mit Holz beim Bau meines Querschnitt-Modells gesammelt. Anfang 2009 nach Veröffentlichung der Pläne für das „Full-Hull“ Modell, habe ich das Modell auf Kiel gelegt. Abweichend vom Groupbuild wollte ich mein Modell von Anfang an mit dem Spantgerüst nach dem Disposition of Frames Plan bauen. Ich hatte gehofft, mit den Zeichnungen des MSW-Projekts die andere Spantanordnung realisieren zu können. Nur im Bereich der Kantspanten wären Änderungen nötig gewesen, die sich mit den MSW-Unterlagen doch bewerkstelligen lassen sollten. Diese Annahme hat sich als falsch erwiesen, nach zwei vergeblichen Versuchen habe ich das Projekt schweren Herzens abgebrochen.


    Trotzdem haben mich das Projekt und das Modell nie losgelassen. Ende letzten Jahres habe ich das Projekt mit einer Bestandsaufnahme neu gestartet:

    • Eine Umsetzung meines Vorhabens ist mit den MSW-Unterlagen nicht möglich.
    • Bei den Zeichnungen für das POB-Modell sind in der Zwischenzeit Fehler bei den Linien festgestellt worden.
    • Mir liegen alle benötigten Pläne des NMM für die Rekonstruktion der HMS Triton vor.

    Da ich in den letzten Jahren etwas Erfahrung bei der Rekonstruktion eines Linienrisses nach Originalplänen sammeln konnte, beschloss ich, eine eigene Rekonstruktion des Schiffes in Angriff zu nehmen.


    Anmerkung:
    Mein Ziel ist es nicht, die Arbeit und das MSW-Projekt zu zerreden oder gar zu kritisieren. Einige wenige Menschen haben damals sehr viel Energie und Arbeit investiert, um der Gemeinschaft Unterlagen für den Bau einer englischen Fregatte des 18. Jh. zur Verfügung zu stellen. Diese Arbeit respektiere ich und werde sie soweit möglich auch für mein Modell gerne nutzen.


    HMS Triton gehört mit ihren Schwesterschiffen HMS Boreas und der HMS Greyhound zur modifizierten Mermaid-Klasse, die auf einem Entwurf von Sir Thomas Slade (1703-1771), dem Konstrukteur der HMS Victory, basiert.
    Im NMM gibt es einen vollständigen Plansatz für eine Rekonstruktion des Schiffs:


    ZAZ 3240 Sheer and Profile Class design
    ZAZ 3241 Disposition of Frames Class design
    ZAZ 3242 Inboard Profile Class design
    ZAZ 3243 Fore & Aft Platform Class design
    ZAZ 3244 Lower Deck Class design
    ZAZ 3245 Upper Deck Class design
    ZAZ 3246 Quarterdeck & Forecastle Class design
    ZAZ 3235 Sheer and Profile Triton As Built
    ZAZ 3236 Fore & Aft Platform Triton As Built
    ZAZ 3237 Lower Deck Triton As Built
    ZAZ 3238 Upper Deck Triton As Built
    ZAZ 3239 Fore & Aft Platform Triton As Built
    ZAZ 3248 Sheer and Profile Boreas As Built


    Für die HMS Greyhound habe ich keinen As Built Plan gefunden.


    Vergleicht man den Scheer and Profile As Built Plan mit dem Entwurfsplan der Klasse fallen zwei Änderungen auf:

    • Die Form der Seitengalerie wurde geändert.
    • Die Riemenpforten des Entwurfs sind entfallen.

    Der As Built Plan der Boreas weist diese Details noch auf. Daher gehe ich bei meiner Rekonstruktion von einer während der Bauausführung durchgeführten Änderung aus.


    In den letzten 5 Monaten habe ich den Linienriss der HMS Triton anhand der Angaben des As Built Plans rekonstruiert. Bei der Rekonstruktion des Spantrisses habe ich wie früher ausschließlich Kreisbögen verwendet. Abweichend zur damaligen Vorgehensweise habe ich die Linien nicht nur mit Diagonalen, sondern mit einer Reihe von horizontalen und vertikalen Linien kontrolliert.




    Aktuell habe ich mit der Rekonstruktion des Spantgerüsts angefangen.

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

    Einmal editiert, zuletzt von Richard Howe () aus folgendem Grund: Links zu den Schiffsplänen des NMM hinzugefügt.

  • Ui geil! Da setz ich mich aber ganz vorne ins Publikum. Gerade die Rekonstruktion der Schiffslinien interessieren mich sehr. Ich kann nur sagen, dass das Handzeichnen von so nem Linienriss... ein A**** voll Arbeit ist :D

    "As a ship is undoubtedly the noblest and one of the most useful machines that ever was invented, every attempt to improve it becomes matter of importance, and merits the consideration of mankind."

    Thomas Gordon, Principles of Naval Architecture (1784)

  • @Architect Navalis: Falls neben Dir noch ein Platz frei ist, setzte ich mich gleich dazu.


    Hallo Christian


    Ein Hammer-Projekt, von dem ich absolut keine Ahnung habe (ich habe von den Asuführungen nur 1/3 verstanden) aber umso mehr fasziniert mich das!
    Ich klebe am Bildschirm!!!


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Sehr interessant! Bei Ansicht der Pläne hab ich mich auch schon oft genug gefragt, wie man aus den geschwungenen Linien nun den Rumpf "hoch"konstruiert. fr16


    Ich hätte noch etwas Rum und Cracker da... ;):eat:

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Was für ein spannendes Projekt. Dafür wünsche ich Dir alles Gute, vor allem Geduld und das nötige Quäntchen Glück.
    Ich kenne das, wie es ist, wenn ein Projekt durch den Kopf spukt und man es nicht mehr los wird.
    Dagegen hilft eigentlich nur Machen.
    So, und jetzt mache ich es mir bequem, um nichts von Deinem Bericht zu verpassen.

    Glück hat meistens der Mann, der weiß, wieviel er dem Zufall überlassen darf. (C.S. Forester)

  • Hallo Jungs,


    vielen Dank für Euer Interesse an meinem Projekt. Wenn ihr Fragen habt, oder ich etwas genauer beschreiben soll, meldet Euch einfach. Anders als unsere Romanautoren habe ich kein Gefühl dafür, was bei der Rekonstruktion eines Schiffs für Euch interessant sein könnte. Es tut mir leid, dass ich Euch nicht alle Linien zeigen kann - vielleicht mal bei einem Forentreffen, aber die Gefahr, dass sie unerlaubt weiterverwendet werden, ist einfach zu groß.


    @Architect Navalis
    Der Aufwand ist auch mit CAD nicht geringer. Hinzu kommt, dass ich nur in 2D konstruiere. Nach meiner Einschätzung liegen, die Probleme mit den Unterlagen von MSW in der 3D Konstruktion. Ohne die klassischen horizontalen und vertikalen Linien lässt sich die Rekosntruktion am Bildschirm nicht kontrollieren. Auch lassen sich gerade der Bug uns das Heck anhand der Originalunterlagen nicht direkt zeichnen. Von den 5 Monaten Arbeit, stcken wahrscheinlich 4 Monate nur in diesen Bereichen.


    @Peter_H
    Wenn Du etwas nicht verstehst, einfach fragen.


    @Aga, @Richard Howe
    Cracker, Rum - während der Arbeit, ... für die Arbeit ist ein klarer Kopf nötig, daher bitte erst nach Feierabend kredenzen.


    @Speedy
    Das Problem ist nur, wenn man zu viele interessante Projekte hat.

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • @Bonden
    MSW = ModelShipWorld, ein englischsprachiges Forum. Im Forum wurden ca. 2008 Unterlagen für den Bau der HMS Triton als POF- (Plank on Frame) und POB- (Plank on Bulkhead) Community-Projekt bereitgestellt.

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Wenn Du etwas nicht verstehst, einfach fragen.

    MSW = ModelShipWorld, ein englischsprachiges Forum. Im Forum wurden ca. 2008 Unterlagen für den Bau der HMS Triton als POF- (Plank on Frame) und POB- (Plank on Bulkhead) Community-Projekt bereitgestellt.

    Und schon wieder was dazugelernt. Gut, OK, unter POB habe ich was anderes verstanden, aber keinen Zusammenhang gefunden... :lol

  • Ja das glaube ich, dass das ein enormer Arbeitsaufwand ist. Problem ist häufig auch, dass die dafür gedachten Softwarepakete einfach horrende Summen kosten (z.B. NAPA). Und auch da wird die Arbeitserleichterung wahrscheinlich minimal sein, weil die Einarbeitung auch wieder Zeit kostet.

    "As a ship is undoubtedly the noblest and one of the most useful machines that ever was invented, every attempt to improve it becomes matter of importance, and merits the consideration of mankind."

    Thomas Gordon, Principles of Naval Architecture (1784)

  • @Aga, @Richard Howe
    Cracker, Rum - während der Arbeit, ... für die Arbeit ist ein klarer Kopf nötig, daher bitte erst nach Feierabend kredenzen.


    Wieso Arbeit? Wir beobachten als Zuschauer neugierig das Geschehen... :thumbup:


    @AnobiumPunctatum: Ich war mal so frei und habe die entsprechenden Links zu den Plänen Deinem Beitrag hinzugefügt.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.

  • Ok, ich oute mich mal: :depp: Ich hab da vielleicht nur eine Denkblockade. Aber bisher dachte ich immer, mit dem, was vorliegt, kann man ein Schiff bauen, und ich glaube mich zu erinnern, dass genau mit dem Ansatz schon das eine oder andere richtig tolle Modell entstanden ist. Ich bewundere immer wieder die Menschen, die das können, glaubte aber bisher auch, das Prinzip, welches dahinter steht, verstanden zu haben: Also, da gibt es die kompletten Baupläne. Die einzelnen Spanten kann ich mir da mit transparentem Papier abmalen, auf Holz bringen, ausschneiden, zusammenbauen. Wo ist jetzt der Rekonstruktionsbedarf?


    Und jetzt bin ich mal ein wenig gemein: Ich möchte die Antwort nicht von dir, @AnobiumPunctatum - ich möchte sie von denen, die das hier interessant und spannend finden. :P:D

  • Dann lehnt sich der gelernte Nichtbastler mal aus dem Fenster:
    Klar kann man mit den vorliegenden MSW-Plänen ein Schiff bauen, aber sind dort die Spanten für den Modellbau vereinfacht dargestellt.


    AP möchte nun ein Original-Spantgerüst bauen, wofür es aber, wenn ich die Baupläne richtig verstehe eben keine "Abpausvorlage" gibt, sondern nur Linienriss und Anordnungsplan, sowie "Innenausbaupläne". Er muss nun, so meine Vermutung, "aus 3 mach 1" spielen und sich die einzelnen Spanten selbst konstruieren, in dem er die Pläne "Übereinander legt", um auf Maße und Krümmung der einzelnen Holzgebilde zu kommen.


    Kann aber auch sehr gut sein, dass ich es auch falsch verstanden hab... ich bin nur ex-Seemann und Kälteanlagenbauer :whistling:

  • Dann will ich mal als erster unserem verehrten Herrn Admiral @Bonden meine Motivation, hier dabei zu sein schildern:


    Es gibt tatsächlich Leute auf dieser Welt, die zwar von Segelschiffen, insbesonde von historischen absolut keine Ahnung haben und dennoch welche bauen. Zumindest jemanden könnte ich Dir da nennen (der Name steht über meinem Avatar)... :D
    Und für diese Menschen ist alles was mit dem Bau eines historischen Seglers zusammen hängt und bei Adam und Eva anfängt interessant. Egal ob es sich um eine Rekonstruktion, um einen Scratchbau nach Plänen, um ein Kartonmodell, Holz, Plastik (ok, ok, übertreiben wollen wir's mal nicht :pf: )
    Nur so kann ein solcher Mensch vielleicht irgendwann einmal ein bisschen mehr von der Materie verstehen, wenn er möglichst viele solche Berichte liest und mitverfolgt. :baeh:


    Die Frage nach dem Reiz einer Rekonstruktion kann ich nicht abschliessend beantworten, da ich das selber nicht mache, sondern nur einer solchen beiwohnen will. Aber ich denke mir, dass es halt für gewisse Fachleute spannender ist, ein Schiff zu rekonstruieren, das wenig bekannt ist, bzw. von dem es wenig Unterlagen gibt, als die einundreissigtausendachthundereinundfünzigste Victory zu bauen... chainsaw


    So, ich habe meine Pflicht getan :|


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Danke, @Aga. Ich habe an die Links überhaupt nicht gedacht.


    @Bonden
    Wenn ich Dir beim Lösen Deiner Denkblockade helfen kann, melde Dich ;)

    Gruß Christian


    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

    Einmal editiert, zuletzt von AnobiumPunctatum ()

  • Dafür nicht, @AnobiumPunctatum. ;)
    Wenn Du Dir schon die Mühe machst und die ganzen Referenzen angibst... manchmal hat man ja das Glcük, dass es dazu auch veröffentlichte Bilder gibt. Und so kann man sich dann auch etwas unter den Bezeichnungen vorstellen.

    ~*~ "Und nun meine Herren, genug der Bücher und Signale." ~*~ Richard Earl Howe, 1. Juni 1794.