Kleines Expeditionschiff (Golden Hind ?) nach Plänen von Hoeckel

  • Mein lieber Speedy,


    ich überlasse dem verehrten Herrn Admiral und noch etlichen anderen gern diese Denkweise, die mir nicht so richtig, nun sagen wir schmeckt. Aber: suum cuique.


    Hier nun die Beplankung des Großdecks. Ich hatte erst überlegt die Planken schmaler zu machen. Nach einigem Nachlesen bei den Klassikern Oratio Curti und zu Mondfeld habe ich mich dann doch für diese Breite, die wie in den Quellen dargelegt wurde, etwa einer Plankenbreite von 40cm entsprechen. Das sah auch für mich im ersten Augenblick als sehr breit gemessen an anderen Modellen aus, bis mir klar wurde, daß es ja der Maßstab von 1:33 ist, und die GH je nur ein recht kleines Schiff von 24m über den Loten gegenüber den Schiffen des 18.Jahrhunderts war. Selbst die kleine Corvette HMS Pegasus brachte es schon auf 38m ganz zu schweigen von der HMS Agamemnon oder der noch wuchtigeren HMS Victory. Die Schiffe werden deshalb ja auch meisten in 1:64 gebaut.


    also hier nun ein Bild des Großdecks von heute Abend



    Best regards


    Angarvater


    P.s. Die Darstellung der Nagelung mache ich erst, wenn die Bordwände fertig sind weil ich das Deck bestimmt nochmal schleifen werde.

    To the optimist, the glass is half full.
    To the pessimist the glas is half empty.
    To the engineer, the glass is twice. As big as it needs to be.

    Einmal editiert, zuletzt von Angarvater ()

  • Ahoi @Angarvater


    ja, in der Tat, diese breiten Planken sind äußerst gewöhnungsbedürftig. :hmm:


    Hier für dich ein Blick auf das Deck des Nachbaus der Golden Hind in London.


    Dann schaue ich in die Bücher von Xavier Pastor und Heinrich Winter über die Kolumbusschiffe - ja, etwas älter diese Schiffe, aber nicht sooo viel, und auch alles andere als groß. Da waren sich die Experten offenbar auch alle einig, dass die Decksplanken nicht so breit waren. Leider benennt Mondfeld seine Quellen für Decksplanken bis zu 45 cm Breite nicht. Aber die Winters und Pastors dieser Welt tun ja selbiges für ihre Auffassungen ebenso nicht. Das wäre dann also eine interessante Diskussion...


    Aber egal - du baust da in der von dir gewohnten Spitzenqualität ein feines Schiff, auf dessen Fertigstellung ich mich schon ganz doll freue. ^^:thumbup:

  • Ahoi Angarvater


    Gefällt mir sehr gut, was Du bisher gezeigt hast. Die Decksplanken geben mir allerdings auch etwas zu denken.
    Ich habe zwar von den Seglern nach wie vor wenig Ahnung. Aber als ehemaliger Schreiner meine ich, von Holz schon was gehört zu haben :D
    Jedes Holz "arbeitet" bei Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit, bzw. auch Wärme/Kälte. Auf Deck sind die Bretter ja beiden extrem ausgesetzt, daher wurden ja meines Wissens auch immer sehr saubere, Astfreie, sogenannte Riftbretter (Stehende Jahrringe, also die Jahrringe senkrecht zur Fläche) verwendet. Dies deshalb, weil das Holz in Richtung der Jahrringe am meisten Arbeitet. Wenn ich mir nun vorstellen, dass 45cm breite Riftbretter verwendet werden sollten, dann ist der Holzverschleiss immens. Das kann man ja nur in der Mitte eines Stammes von mindestens 1m Durchmesser roh heraus bekommen... Sind wiederum die Jahrringe in den Planken nicht stehend, sondern im besten Fall leicht schräg oder gar liegend, kommt es automatisch und gezwungenermassen zu starkem Verzug der Planken bis hin zum längsseitigen Öffnen der Fugen und abheben der Kanten (Stolperfallen). Als Faustregel rechnet man in der Richtung der JAhrringe mit einem "Arbeiten" des Holzes von +/-5%. Das gäbe im Exremfall bei 45cm Plankenbreite einen Verzug von 22,5mm! Quer zu den Jahrringen sprechen wir von 0,5 bis 1%. Auch das wären bei Riftbrettern noch bis 4,5mm!
    Rein aus diesen praktischen Gründen kann ich mir nicht vorstellen, dass man jemals 45cm breite Plankenbretter verwendet hat. Aber ich lasse mich auch da gerne eines besseren belehren :D


    Das war jetzt etwas Klugscheissermodus, ich hoffe, Du verzeihst mir das :wink:


    Ansonsten wie immer sauberste Arbeit hail


    Freundliche Grüsse
    Peter

  • Aye Peter,


    Ich teile durchaus Deine Bedenken aus heutiger Sicht. Abgesehen von den Fachhistorikern dachte ich bevor ich die Planken einbaute an die Teile auf der Bremer Kogge, die soweit ich weis auch solche Breiten haben.


    Egal, ich forsche da mal weiter nach.


    Gruß Angarvater

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  • Aye, Bonden,


    ich meinte das Wrack der Kogge im Schifffahrtsmuseum.


    Das Problem mit den Replicae ist, dass sie, soweit ich das übersehen kann, häufig technisch nach heutigen Standards gebaut werden. Insbesondere was die Zuschnitte der Hölzer angeht. Und da hat Peter bei seinen Ausführungen recht. Ich denke schon, dass die Schiffe der Tudorzeit zum einen keine sehr hohe Einsatzzeit hatten bis sie weichgefahren waren, und zum anderen ständig nachkalfatert werden mussten. Oder im Jargon gesprochen: die Eimer leckten wie ein Sieb. Daher wohl auch das überlieferte ständige Pumpen.


    Ich habe mich außer an besagten Quellen nach der Beplankung der Replika der Utrecht, die ja ähnliche Dimensionen wie die GH hat, orientiert.
    Die Aussenbeplanken und auch die Decksplanken liegen bei ihr bei 36 bis 39 cm.

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  • Als Schiff der Tudor Zeit hätte man ja die Mary Rose als Wrack zu bestaunen.
    Wenn ich mir das Foto hier ansehe, sind die Decksplanken auch recht schmal.
    Anyway. Du machst das schon @Angarvater.


    Aga

    Gentlemen, when the enemy is committed to a mistake, we must not interrupt him too soon.

    Adm. Horatio Nelson

  • Nach den archäologischen Befunden der Mary Rose lag deren Decksplankenbreite bei 35 bis 40cm, was die Darstellungen von zu Mondfeld und Curti bestätigt.
    Zu Mondfeld gibt ja auch in den jüngeren Zeiten schmalere Plankenbreiten an, undzwar solche, die sich mit den im Age of Sail von uns verarbeiteten decken.


    Angarvater

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  • Der Vergleich mit der Mary Rose hinkt etwas. Bei ihr handelt es sich um ein Schiff des Königs, dass auch der Representation diente. Die Golden Hind war eine kleine für den Handel oder Kaperfahrten gebaute Galeone. Bei ersterem dürfte daher das beste Holz verwendet worden sein, welches verfügbar war, bei einem kleinen Schiff hat man auch damals auf die Kosten geachtet. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass schmalere Planken verwendet wurden, da der gefällte Baum besser genutzt werden konnte.

    Gruß Christian


    Auf dem Zeichenbrett und in der Werft: Naval Cutter Alert, 1777
    "Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

  • Aye, Mates,


    @Anobium punctatum Eine einleuchtende Überlegung. Andererseits: jetzt sind die Planken drin und richtig fest verleimt.


    Ergo: wieder was gelernt aber diesmal bleiben die Teile drin.


    Anderes Thema. Während auf der Werft die Plankungsarbeiten weiterlaufen hat Mylady das Stickbild "Besuch der holländichen Flotte in København" fertuggestellt und es wurde, natürlich angemessen beleuchtet, aufgehängt.





    Vor etwa zweieinhalb Jahren sah ich diese "Stickpackung" in einem Stoffladen in Nyborg/Fyn und war sehr davon angetan. Angesichts des Umfangs der Arbeit zögerte ich Mylady danach zu frage ob sie das wohl sticken würde. Als ihre Frage hin ob ich dies Bild wohl gern hätte dies bejahte kam der einfache Kommentar: dann kauf es doch. Zweieinhalb Jahre intensiver Arbeit und das Bild wurde zu meiner großen Freude fertig.


    Daher : Many thanks and three cheers to the Lady.


    Best regards


    Angarvater

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  • Sehr schön!


    Meine liebe Frau hat mir auch vor ein paar Jahren ein gemaltes Seefahrtsbild geschenkt. Ich glaube, ich berichtete damals. Nur weiß ich nicht mehr, ob es schon hier an Bo(a)rd oder auf einem der früheren Schiffe war.

    "If there are ladies present, gentlemen should be also." - Major Richard Sharpe

  • Ladies and Gentelman,


    Ihre Ladyschaft zeigte sich sehr erfreut über die freundliche Beachtung Ihres Bildes.


    Werfttagebuch. Eintrag vom 2018.11.28


    Innenbeplankung der Bordwände des Großdecks und Einarbeitung der Stückpforten abgeschlossen. Beplankung vorgeschliffen.




    Best regards


    Angarvater

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