C. S. Forester – Der Kommodore 1/18

Literatur-Vorstellung Januar 2018:

C. S. Forester – Der Kommodore

Kennt ihr das auch? Ihr lest ein Buch und mögt es nicht, aber Jahre später beim nochmaligen Lesen macht es ganz plötzlich „Klick“ und man erkennt die enorme Qualität dieses Werkes. Mir ist es mit „Der Kommodore“ so ergangen.
Dabei lässt sich im Nachhinein überhaupt nicht mehr sagen, was mich ursprünglich an diesem Roman gestört haben könnte.

Der Kommodore gehört zu den ganz wenigen marinehistorischen Romanen, in denen dem Autor der Sprung des Helden vom Kommandanten zum Flaggoffizier wirklich überzeugend gelingt. Zwar ist Hornblower nur Kommodore mit einem kleinen Geschwader, doch seine Probleme sind dieselben wie die eines Admirals. Der wichtigste Punkt ist die Erkenntnis, dass der Held ab sofort Befehle erteilt, den andere auszuführen haben. Das ist eine Wendung, die vielen Schriftstellern schwer fällt, denn wie sollen sie eine spannende Geschichte schreiben, wenn sich ihr Protagonist nicht mehr selbst auszeichnen kann. Für C.S. Forester ist es eine Erkenntnis, die er offenbar von Anfang verinnerlicht hat. Nur Kommodore Hornblower muss er sie noch irgendwie beibringen – und das macht er richtig gut.

C.S. Forester lässt seinen Helden Hornblower so richtig leiden. Wie gern würde er in die Schiffsführung seines Flaggkapitäns eingreifen, wie gern würde er selbst auf die Missionen gehen, die er seinen Untergebenen befiehlt. Aber er weiß, dass es nicht mehr seine Aufgabe ist und er kann im Gegensatz zu vielen seiner Romankollegen auch loslassen. Das macht die Qualität dieses Romans aus.

Aber keine Angst, auch wenn Hornblower jetzt ein großer Mann ist, das Abenteuer kommt auch für ihn persönlich nicht zu kurz. Bei der Belagerung Rigas durch die Truppen Napoleons ist sein ganzer Einsatz gefragt, um seine russischen Verbündeten von der Aufrichtigkeit ihres englischen Bundesgenossen zu überzeugen. Und zu guter Letzt ist es ihm zu verdanken, dass sich endlich eine breite Allianz gegen Napoleon bildet.

Dieser Roman ist ein Lehrstück für alle, die nach Forester gekommen sind oder noch kommen werden. In vorbildhafter Weise zeigt er, wie ein Marineoffizier Karriere machen kann, ohne dass die Spannung eines Romans darunter leidet. Und zugleich macht er allen vor, wie man seinen Helden auch an prominenter Stelle geschickt in ein historisches Ereignis einbinden kann. In dieser Qualität ist das nach ihm nur Richard Woodman und Patrick O’Brian gelungen.

Speedy